Liebe Mitchristen,
mit diesen Worten wende ich mich, gemeinsam mit unserem Pastoralteam, an unsere GdG Hückelhoven, besonders an die beiden Gemeinden St. Johannes der Täufer in Ratheim und St. Lambertus und Barbara in Hückelhoven. Viele von Ihnen werden wohl den Bericht der Rheinischen Post vom 26.5.2023 gelesen haben, in dem es auch um den Missbrauch von Schutzbefohlenen durch den damaligen Kaplan bzw. Pfarrer Dieter Wintz gegangen ist. Pfarrer Wintz war von 1972 bis 1977 Kaplan in St. Johannes d. Täufer in Ratheim, ab dann war er Pfarrer in St. Lambertus in Hückelhoven und ist vor allem den Älteren noch ein Begriff.
Ich kannte ihn persönlich nicht.
Dieser Artikel hat uns betroffen gemacht und uns wurde die Tragweite und Dimension der Taten erst so richtig bewusst. Auch wenn es schon viele Jahre her ist, für Opfer verjähren solche Taten nicht, sondern sie tragen ihr Leben lang daran. Und wir verspüren Wut und Scham. Was hier Menschen angetan worden ist, ist nur schwer in Worte zu fassen. Wir können es nur schwer fassen, dass dies in unseren Gemeinden geschehen ist. Auch wenn der sexuelle Missbrauch an dem obdachlosen Mann und die Selbstanzeige dahingehend schon irgendwie bekannt war, wurde von Pfarrer Wintz, der ja auch in den 80er Jahren im Caritasverband der Region Heinsberg als Vorsitzender tätig war, daneben auch viel Gutes berichtet. Man sieht es eben niemandem an, dass er Täter ist.
Es ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte unserer Gemeinden. Es ist besonders verwerflich, weil es Menschen getroffen hat, die unseren ganz besonderen Schutz bedürfen. Die Schuld, die Pfarrer Wintz in unseren Gemeinden, aber auch im späteren Tun beim Kindermissionswerk, auf sich genommen hat, lässt sich kaum in Worte fassen.
Wir finden es wichtig, dass wir jetzt nicht mehr die Augen vor dem verschließen, was vor Jahren hier geschehen ist. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien, bei all jenen, die in ihrem Leben diese große Last mit und in sich herumgetragen haben. Wir möchten Sie alle ermutigen, diese Taten anzuzeigen, wenn Sie persönlich betroffen sind.
Diese Geschehnisse machen unmissverständlich klar, wie wichtig hier Aufklärung und Prävention doch sind. Missbrauch ist ein Thema, das uns alle betrifft und angeht, und solche schlimmen Taten kommen uns ganz nah. Da reicht auch keine einfache Entschuldigung — es gehört an die Öffentlichkeit, Verschweigen und Verdecken sind keine Optionen! Uns, Ihrem Pfarrer und dem Pastoralteam, fehlen da auch Worte und wir spüren in uns Ohnmacht, aber auch Wut.
Uns spornt es aber auch an, noch genauer hinzuschauen, und alles zu tun, um unsere Kinder, Jugendlichen und Schutzbefohlenen heute zu schützen.
Und wir hoffen, dass das Bistum aktiv wird, was die Betreuung der Opfer angeht. Ihnen muss bestmöglich geholfen werden, ihnen gilt all unsere Sorge.
Es ist unabdingbar notwendig, nicht weg- sondern hinzuschauen. Und so Stellung zu solchem Geschehen zu beziehen.
Wir möchten alle Frauen und Männer, die Opfer gewesen sind, und die sich noch nicht gemeldet haben, ermutigen, dies in diesen Tagen zu tun. Uns ist bewusst, dass auch das, was vor einer langen Zeit geschehen ist, Auswirkungen bis in unsere Tage hat.
Ihr Pater Anton Steinberger und das Pastoralteam der GdG Hückelhoven